Brunnen

Auf dem Viktualienmarkt spielte Wasser immer eine Rolle. Sechs Brunnendenkmäler ehren Volkssänger wie Karl Valentin, initiiert von Gustl Feldmeier. Die Brunnen erinnern an lokale Künstler und bewahren eine besondere Münchner Tradition.

Karl Valentin Brunnen auf dem Vitkualienmarkt Elise Aulinger Brunnen auf dem Viktualienmarkt Roider Jackl Brunnen am Viktualienmarkt

Brunnen auf dem Viktualienmarkt

Das Wasser hat auf diesem Platz schon immer eine Rolle gespielt: Früher flossen, einem weitmaschigen Strickmuster nicht unähnlich, sieben Bäche kreuz und quer als Rinnsale über den Markt. Heute stehen auf dem Viktualienmarkt sechs unübersehbare Brunnendenkmäler.  
1907 beabsichtigte man, einen gewöhnlichen Brunnen "in ganz einfacher Ausführung" zu errichten, der zusammen mit den neu geplanten Verkaufsständen der Stadt "zur Zierde gereichen" sollte. Die Brunnen auf dem Viktualienmarkt stehen durchaus in der Tradition. Nicht Könige fanden auf dem Denkmalspodest Platz, sondern Volkssänger.  
Der Textilkaufmann und Vorsitzende des "Freundeskreises Münchner Volkssänger und Volksschauspieler", Gustl Feldmeier, ergriff die Initiative zur Errichtung der ersten drei Brunnen, Karl Valentin, Weiß Ferdl und Liesl Karlstadt auf dem Viktualienmarkt. Später kamen noch die Gedenkbrunnen für die Volkssänger und Komiker Ida Schumacher, Elise Aulinger und Roider Jackl hinzu. Daneben gibt es auf dem Markt noch einige kleiner Brunnen ohne berühmten Namensgeber.

Der Elise-Aulinger-Brunnen

Elise Aulinger Brunnen auf dem Viktualienmarkt

Elise Aulinger, eine beliebte bayrische Volksschauspielerin, wurde am 11. Dezember 1881 in München geboren und begann 1903 ihre Karriere am Münchner Volkstheater. Sie gilt als Rundfunkpionierin und war die erste, die 1924 Ludwig Thomas' "Die Heilige Nacht" im Radio vortrug. Aulinger war bekannt für ihre einfühlsame Darstellung von Figuren in Stücken von Ludwig Thoma und schuf die Rolle der "Ratschkathl", die später von Ida Schumacher berühmt gemacht wurde. Nach ihrem Tod 1965 wurde sie mit einem Brunnendenkmal auf dem Viktualienmarkt geehrt, das sie sitzend mit einem Buch in der Hand zeigt.

Mit freundlicher Genehmigung aus "Das große Buch vom Viktualienmarkt", Verlagsanstalt "Bayernland" Dachau, von Alfons Schweiggert (Hrsg.), Seiten 112 bis 121

Der Ida-Schumacher-Brunnen

Ida Schumacher Brunnen auf dem Viktualienmarkt

Ida Schumacher, geboren 1894 in Arnstorf, wurde als "Ratschkathl" bekannt und zog im Alter von zwei Jahren nach München. Sie begann ihre Karriere im Chor des Münchner Künstlertheaters und wurde mit 15 Jahren für das Kabarett entdeckt, wo sie viele Jahre auftrat. Nach schweren Verlusten im Krieg erlebte sie von 1950 bis 1956 eine beeindruckende Spätkarriere, in der sie mit ihrer einzigartigen Stimme und humorvollen Darstellungen das Publikum begeisterte. Nach ihrem Tod 1956 wurde ihr zu Ehren eine Brunnenfigur geschaffen, die sie in ihrer typischen Pose zeigt, während sie mit einem Schrubber und Putzkübel auf die neuesten Neuigkeiten wartet.

Mit freundlicher Genehmigung aus "Das große Buch vom Viktualienmarkt", Verlagsanstalt "Bayernland" Dachau, von Alfons Schweiggert (Hrsg.), Seiten 112 bis 121

Der Karl-Valentin-Brunnen

Karl Valentin Brunnen auf dem Vitkualienmarkt

Der Karl-Valentin-Brunnen auf dem Viktualienmarkt wurde 1953 zu Ehren des bayerischen Komikers errichtet. Gestaltet von Ernst Andreas Rauch und gegossen von Agostino Zuppa, besteht er aus Material eines im Krieg beschädigten Löwen vom Siegestor. Die Figur zeigt Valentin auf einer Weltkugel, balancierend auf einem abgebrochenen Fragezeichen – ein Symbol für die Absurdität der Welt. Masken stellen seine berühmten Rollen dar, während eine Sonne und eine Teufelsfratze seinen Humor widerspiegeln. Ein geschlossener Regenschirm über dem Arm deutet auf seinen skurrilen Witz hin: „Die Hauptsache ist doch, dass man einen hat.

Mit freundlicher Genehmigung aus "Das große Buch vom Viktualienmarkt", Verlagsanstalt "Bayernland" Dachau, von Alfons Schweiggert (Hrsg.), Seiten 112 bis 121

Der Liesl-Karlstadt-Brunnen

Liesl Karlstadt Brunnen am Viktualienmarkt

Der Liesl-Karlstadt-Brunnen auf dem Viktualienmarkt erinnert an die beliebte Komikerin und Bühnenpartnerin Karl Valentins. Geschaffen von Hans Osel, wurde das Denkmal nach ihrem Tod 1960 errichtet. Der Bronzeguss stammt von Hans Mayr, die Gestaltung von Karl Hilbinger. Die Figur zeigt Karlstadt mit verschmitztem Lächeln, eine Hand in die Hüfte gestemmt, die andere erhoben – als wolle sie sich über den Brunnen freuen oder Valentin zuwinken. Ein Versprechen des Münchner Kaufmanns Gustl Feldmeier wurde damit erfüllt – allerdings erst nach ihrem Tod.

Der Roider-Jackl-Brunnen

Roider Jackl Brunnen am Viktualienmarkt

Der Roider-Jackl-Brunnen auf dem Viktualienmarkt ehrt den berühmten Gstanzlsänger, der mit spitzen Liedern Politik und Gesellschaft aufs Korn nahm. Das Denkmal wurde 1977 von Hans Osel gestaltet, der Bronzeguss stammt von Werner Braun. Die Brunnensäule mit sechs wasserspeienden „Kanonen“ symbolisiert seine scharfzüngige Kritik. Roider Jackl steht mit geöffneter Mund, die Klampfen in der Hand, als wolle er sein nächstes Gstanzl anstimmen. Vielleicht passend: „Jetzt muaß i aufhörn zum singa, sonst kriag i no a Denkmal, wos Wassa rausrinnt.

Mit freundlicher Genehmigung aus "Das große Buch vom Viktualienmarkt", Verlagsanstalt "Bayernland" Dachau, von Alfons Schweiggert (Hrsg.), Seiten 112 bis 121

Der Weiß-Ferdl-Brunnen

Feiß Ferdl Brunnen auf dem Viktualienmarkt

Der Weiß-Ferdl-Brunnen auf dem Viktualienmarkt ehrt den beliebten Münchner Volkssänger. 1953 errichtet, wurde die Figur von Josef Erber gestaltet und von Hans Mayr in Bronze gegossen. Der Brunnenpfeiler aus Marchinger Kalkstein trägt die gedrungene Gestalt Weiß Ferdls im Dachauer Bauerngwand. Spitzbübisch ragt seine „Himmelfahrtsnase“ unter dem Hütchen hervor, als würde er den Alten Peter mustern. Mit verschränkten Armen und geschürzten Lippen scheint er seine berühmten Lieder wie „Ein Wagen von der Linie 8“ ins Wasser zu summen.

Mit freundlicher Genehmigung aus "Das große Buch vom Viktualienmarkt", Verlagsanstalt "Bayernland" Dachau, von Alfons Schweiggert (Hrsg.), Seiten 112 bis 121